Themenpavillon Rühler Schweiz - eine Kulturlandschaft von europäischem Rang
In der Rühler Schweiz haben Sie die Gelegenheit, einen Teil eines europaweiten Netzwerkes von Gebieten zum Schutz von seltenen Tieren, Pflanzen und Lebensräumen zu entdecken. Diese Gebiete unterliegen einem EU-Schutzstatus, es sind sogenannte FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat-Gebiete). In der Rühler Schweiz sind weite Teile als FFH-Gebiete ausgewiesen. Sie haben dank ihrer zahlreichen Streuobstwiesen, Kalkmagerrasen, Hecken und kleinen Feldgehölzen nicht nur einen besonderen ästhetischen Wert für die Landschaft, sondern beherbergen vor allem auch viele seltene Pflanzen- und Tierarten, die ihnen zu dem Schutzstatus verholfen haben.
Streuobstwiesen sind Anpflanzungen von hochstämmigen Obstbäumen, die durch ihren weiträumigen (verstreuten) Stand eine zusätzliche Nutzung der Fläche als Viehweide gestatten. An diese Nutzung haben sich zahlreiche Tiere und Pflanzen angepasst, die im dunklen Wald nicht existieren können. An den alten Obstbäumen, auf nicht gedüngten Wiesen wurden schon bis zu 3.000 verschiedene Tierarten beobachtet! Ihre wirtschaftliche Bedeutung zur Obsterzeugung haben die Streuobstwiesen in der Rühler Schweiz verloren. Sie werden heute vor allem zur Erhaltung des Landschaftsbildes gepflegt. Dazu wurden in den letzten Jahren auch über 2.000 neue Obstbäume angepflanzt. Im Frühjahr ist die Kirschblüte das Markenzeichen der Region.
Kalkmagerrasen entstanden im Mittelalter. Wälder an Bergkuppen und steilen Hängen lichteten sich durch Übernutzung als Weide immer weiter aus. Auf diesen mageren und trockenen Kalksteinböden entstanden artenreiche Grasfluren, die mit Schafen und Ziegen beweidet wurden. Die auffälligsten Vertreter auf diesen Kalkmagerrasen sind die heimischen Orchideen, die mit elf Arten vertreten sind. Zur Erhaltung der Magerrasen ist eine Pflege durch Mahd oder Beweidung nötig, da sie andernfalls verbuschen. Nicht nur wertvolle Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen, sondern auch eine einzigartige Erholungslandschaft für uns Menschen ginge für immer verloren.
Ursprünglich als Stauteiche angelegt, bilden Lakenteich und Neuer Teich heute naturnahe Rückzugsflächen für viele Tier- und Pflanzenarten. Dies ist umso bedeutender, da viele natürliche Kleingewässer in den letzten Jahrzehnten aus unserer Landschaft verschwanden. Dabei gehören Stillgewässer zu den artenreichsten und produktivsten Lebensgemeinschaften mit einer speziellen Anpassung des Lebens an und im Wasser. Das Wasser der Teiche ist leicht bräunlich gefärbt und die Ufer sind von hohen Bäumen umgeben. Einzelne Zweige hängen tief hinab und spiegeln sich in der glatten Wasseroberfläche. Die Teiche sind idyllisch mitten im Wald gelegen.
Vor allem Amphibien, Insekten und Feuchte liebende Pflanzen profitieren von den Teichanlagen. Auf den Feuchtwiesen rund um den Lakenteich finden Sie Kuckuckslichtnelke und Breitblättriges Knabenkraut und zwischen den Teichrosenblüten am Neuen Teich tummeln sich zahlreiche Libellenarten. Gleich nach der Schneeschmelze im zeitigen Frühjahr laicht der Grasfrosch, der sich nicht durch Quaken, sondern durch leises Knurren verrät. Viele Fledermäuse haben die Teiche und ihre Umgebung als Jagd- und Wohngebiete erobert.