Lebensraumroute Hasselbachtal

Im Winter bei klirrender Kälte steigen Nebelschwaden über dem Hasselbach auf und verwandeln das Tal in eine geheimnisvolle Landschaft. Im Frühjahr blühen auf den feuchten Wiesen Sumpfdotterblume und Kuckuckslichtnelke und im Hochsommer bietet ihnen das kühle Nass des Baches eine willkommene Erfrischung. Im Herbst verzaubern die umliegenden Buchenwälder das Tal durch einen rötlich leuchtenden Schimmer.

Bäche mit ihren Tälern und Auen prägen und verbinden als weit verzweigtes Netz die Landschaft des Sollings. Die Fließgewässer im Solling zeichnen sich durch eine große Naturnähe und einen hohen Strukturreichtum aus. Das Besondere ist die einmalige Flora und Fauna in den relativ intakten Bachauen. Wie auch hier am Hasselbach genießen daher die meisten Fließgewässer des Naturparks Solling-Vogler einen durch das Naturschutzrecht verordneten besonderen Schutz.

Bach und Aue stehen in ständiger Wechselbeziehung zueinander und bilden eng mit der umgebenden Landschaft verzahnt eine natürliche Einheit. Durch die gestaltende Kraft des Wassers verändert sich die Hasselbachaue laufend. Es entstehen kleinflächig wechselnde Mosaike von Land und Wasser. Periodisch auftretende Hochwässer überfluten die schmalen Auenbereiche und transportieren dabei Kies und Sand. Schotterbänke, Uferabbrüche, Flachwasserzonen, Steilufer, Furten, Kolke und kleinere Tümpel stellen wertvolle Teillebensräume dar, die einer großen Vielfalt an Pflanzen und Tieren einen Lebensraum geben.

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Das Leben am Hasselbach wird durch die Strömung geprägt. Bachtiere haben sich durch bestimmte Verhaltensweisen und körperliche Besonderheiten daran angepasst. Um ein Abdriften zu vermeiden, haben sie oft platte Körper oder sie halten sich bevorzugt in strömungsberuhigten Bereichen auf. Diese Ruhebereiche sind zum Beispiel Hohlräume in der Bachsohle, unter Steinen, in deren Spalten und Ritzen oder im Innern von Moos- und Algenrasen.

Einige Tiere sind in ihrem Lebensrhythmus nur für kurze Zeit an den Bach gebunden und leben den Rest ihres Lebens in der angrenzenden Aue und umgebenden Landschaft. Der Eisvogel nutzt das Hasselbachtal als Jagd- und Brutgebiet.

Mindestens einmal im Jahr erfüllt einige Tage lang ein lautes Blöcken das Tal. Dann zieht eine Wanderschafherde durch. Von jeher wurden die Flächen im Hasselbachtal als offene Wiesen bewirtschaftet. Davon zeugen noch heute die parallel am Hang verlaufenden „Fleuegräben“, eine Bewässerungstechnik vergangener Zeiten, und die zum Teil noch gut erhaltenden Trockenmauern, die zur Wegbefestigung und zur Einfriedung der Beweidungsflächen dienten. Auf den Wiesen wächst heute noch eine einzigartige Vegetation mit seltenen Pflanzen und Tieren. Die durchziehenden Schafe halten die Flächen von Bäumen und Sträuchern frei und bewahren so die wertvollen Pflanzengemeinschaften.

Mitten im Wald stoßen Sie auf Zeugnisse der Kulturgeschichte. „Ullrichs Teich“ diente bis in die 70er Jahre hinein dem größten Holz verarbeitenden Unternehmen in der Region „Holzwarenfabrik Fritz Ullrich GmbH“ als Stauteich zur Stromerzeugung. Ein unterirdisch verlaufender Industriekanal führt noch heute – teilweise direkt unter dem Wanderweg – zum ehemaligen Fabrikgelände. Die Staustufe der Wehranlage wurde im Jahre 2004 im Rahmen einer Renaturierungsmaßnahme entfernt – ein Teil des alten Eisenwehres ist noch erhalten. Der Teich wird heute von vielen Tieren und Pflanzen als Lebensraum genutzt. Vor allem als Laichgebiet für Erdkröte, Molch und Grasfrosch ist er von Bedeutung.

Im Buntsandstein des Untergrundes sind wasserundurchlässige Tonschichten eingelagert, die das Wasser als Rinnsale den Hang hinunter leiten. Viele größere und kleinere Quellen speisen den Hasselbach. Manche schütten ganzjährig, andere nur zeitweise Wasser. Immer jedoch ist die Temperatur des Wassers konstant bei fünf bis acht Grad —ob im Hochsommer oder im Winter bei klirrender Kälte. Um die Quellen bildet das Gegenständige Milzkraut häufig flächige Polster.

Bei Hochwasser kann sich das Wasser ungehindert im Hasselbachtal ausbreiten. Während das Wasser durch den Bachlauf mit schnellen Geschwindigkeiten schießt, bleibt es auf den seitlich des eigentlichen Baches liegenden Flächen als große Tümpel lange Zeit stehen oder fließt auf seinem Weg zwischen Wiesen und Weiden nur langsam ab. Die Auen tragen dadurch zum Bodenschutz bei und verbessern die Grundwasseranreicherung. Sie liefern so einen wichtigen Beitrag zum Trinkwasserschutz.

Wir heissen Sie herzlich Willkommen am Mittelgebirgsbach im Hasselbachtal! Mehrere Infotafeln und ein Ringbuch geben Ihnen viele Informationen auf Ihrer Wanderung durch den Wald und entlang des Hasselbachs.

Film: Lebensraum Mittelgebirgsbach

Downloads

Hier können Sie den aktuellen Flyer und GPX-Daten zur Lebensraumroute downloaden. Mit GPX-Daten können Sie Ihr GPS-Gerät "füttern" und die Route bequem ablaufen.