Lebensraumroute Hutewald

Der Erhalt sowie die nachhaltige Nutzung und zielgerichtete Verjüngung der lichten Eichenwälder gehört zu den Zielen der Niedersächsischen Landesforsten, in deren Besitz die Waldflächen sind. Die Hutewaldnutzung besitzt für Niedersachsen zudem einen hohen Wert hinsichtlich des Beitrages zum Arten- und Biotopschutz. Der Naturpark Solling-Vogler ist Projektträger. Auf rund 170 Hektar wird hier seit dem Jahr 2000 in Kooperation mit dem Nds. Umweltministerium, den Nds. Landesforsten und der zuständigen Naturschutzbehörde ein neues Verfahren zum Schutz dieser lichten Eichenwälder durchgeführt.

Bei einem Teil der hier wachsenden Eichenwälder handelt es sich um weitständige Huteeichenbestände als selten gewordene Relikte einer jahrhundertelangen bäuerlichen Waldnutzung. Vor ca. 180 Jahren wurden sie als Huteeichen im Verband von 9 x 9 m gepflanzt, um eine reiche Fruchtbildung zu gewährleisten. Schweine, Schafe, Rinder und Pferde wurden zu Tausenden zur Mast in den Wald getrieben. Sie fanden hier fast ganzjährig Nahrung. Bei dieser früher üblichen Hutehaltung kam es jedoch durch zu hohen Tierbesatz, verbunden mit Laubstreu- und Holzaustrag auf vielen Flächen zu einer Übernutzung der Wälder.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde zum Segen des Waldes die flächendeckende Waldweide und Laubstreunutzung verboten. Zahlreiche Reste der ehemaligen Hutewälder finden Sie aber noch heute überall im Solling.

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Im Projektgebiet wird mit ca. 20 Rindern und 20 Ponys eine neue Form der Beweidung erprobt. Durch die Beweidung mit wenigen Tieren auf großer Fläche wird ermittelt, wie die in Hutelandschaften vorherrschende Arten- und Lebensraumvielfalt am Besten erhalten werden kann, das heißt besonders:

  • Welches sind die Konsequenzen der Beweidung für die betroffenen Standorte?
  • Wie kann der zeitliche und räumliche Einsatz der Tiere optimiert werden?
  • Welche Weidetierrassen eignen sich für die Ziele besonders gut?

Nicht mit der Säge, sondern mit Hufen und Zähnen sollen die Heckrinder und Exmoorponys die natürlichen Strukturen und Wechselbeziehungen in den lichten Wäldern fördern — ähnlich ihrer wildlebenden Vorfahren Auerochse und Wildpferd. Sie sind eine robuste und anspruchsvolle Alternative zu den herkömmlichen Methoden. Die Tiere können ganzjährig im Freien leben und fressen neben Gräsern auch Kräuter, Blätter und frische Triebe von Sträuchern und Bäumen. Auf natürliche Art und Weise gestalten sie somit die Standorte von Flora und Fauna und halten beispielsweise durch Verbiss die aufwachsenden Buchen kurz.

Die bisher eingesetzten Motorsägen zur Entnahme der Buche sind zeit- und kostenintensiv und werden meist dem Schutzziel nicht gerecht.

Im Wechselspiel von Licht und Schatten entwickelt sich eine bunte Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Es entsteht ein mosaikartiges Nebeneinander von lichten Wäldern, krautreichen Wiesenflächen, Gebüschen, Triften, Magerrasen und Kleingewässern.

Rinder und Pferde nutzen den Wald auf vielfältige Weise. Durch ihre Fußstapfen und Wühlstellen sind sie Wegbereiter. Die offenen Stellen bieten vielen Pflanzen Chancen für eine Ansiedlung.

Das Projektgebiet liefert einen unschätzbar hohen Beitrag für den Naturschutz.

Bislang konnten 581 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten der Roten Liste sowie Flora-Fauna Habitat-Arten festgestellt werden. Den alten Eichenbeständen, den lichten Bedingungen, der hohen Lebensraumdynamik und auch dem Dung kommen dabei ganz besondere Bedeutung zu. Die Weidetiere leisten für das Überleben der hoch spezialisierten Tier- und Pflanzenarten einen entscheidenden Beitrag.

Sie haben die Möglichkeit, die Projektfläche auf einem Rundweg zu durchwandern. Zahlreiche Info-Tafeln erläutern Ihnen dabei die Projektziele und Sie können das natürliche Verhalten der Rinder und Ponys im Wald erfahren. Es gilt allerdings ein Wegegebot.

Am Carolinenteich finden Familien mit Kindern sowie kleinere und größere Gruppen einen Ort zum längeren Verweilen. Ein weitläufiger Spielplatz mit Grillhütte, Feuerstelle und großem Sand-Matsch-Bereich direkt am Bach bieten zusammen mit dem Weg rund um das Schaugehege ein Naturerlebnis der besonderen Art. Die Aussichtstürme, etwa 2,5 Kilometer vom Spielplatz entfernt, geben interessante Einblicke in die Weidegebiete der halbwild lebenden Tiere.

Auch am Fleisch der halbwild lebenden Tiere können Sie sich laben. Es ist durch die artgerechte Haltung, sowie die Aufnahme von Eicheln und Bucheckern ohne Zusatz von Kraftfutter von besonders hoher Qualität.

Im Solling können Sie diese Spezialität in einigen Gastronomiebetrieben in der Zeit der „Ochsenwochen“ genießen. Jedes Jahr im Herbst bereichert dieses Angebot die Speisezettel der Region.

Film: Lebensraum Hutewald

Downloads

Hier können Sie den aktuellen Flyer und GPX-Daten zur Lebensraumroute downloaden. Mit GPX-Daten können Sie Ihr GPS-Gerät "füttern" und die Route bequem ablaufen.