Tiere in der Landschaftspflege

Die so genannte Megaherbivorentheorie besagt, dass große Pflanzenfresser in vorhistorischer Zeit die Landschaften Europas prägten. Sie hinterließen Spuren: Fraßspuren an Kräutern, Sträuchern und Bäumen, aufgewühlte und zerstampfte Erde, Dung. Und sie sorgten dafür, dass sich nicht überall schattiger Wald bilden konnte, dass sich halboffene mit offenen Graslandschaften und lichten Wäldern abwechselten: Lebensräume für licht- und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten, die in schattigen Buchenwäldern keine Chance gehabt hätten. Die ursprüngliche Vegetation unseres Kontinents war dieser Theorie nach keineswegs ein dichter Wald, wie Archäologen bis vor wenigen Jahrzehnten glaubten. Erst als der Mensch nach Europa gelangte und die Wildtierfauna drastisch dezimierte, konnte großflächig dunkler Wald entstehen.
Megaherbivoren → prägen (Wald-)Landschaft → halboffene arten- und strukturreiche extensive Waldweidelandschaften

Es entstand ein Mosaik, eine Verzahnung von Wald und Offenland mit großem Strukturreichtum und dynamischen Prozessen:

  • Licht-und wärmebedürftige Arten: Eichenwaldbewohner, Beweidungsfolger (Neuntöter, Wildapfel), Förderung lichtliebender, weidefester, konkurrenzschwacher Arten
  • Gehölzverbiss durch Weidetiere: Auflichtung, Selektion, urige Baumformen (Sonderstrukturen)
  • Rohbodenschaffung (Tritt- und Suhlstellen): Pionierpflanzen, Offenbodenarten (Insekten wie: Wildbienen, Laufkäfer), Moose, Pilze
  • Triften und Pfade: Ausbreitung von Offenlandarten in den Wald
  • Dung: durch die Weidetiere fällt eine große Menge an Kot an, wovon viele Arten, u.a. 140 Käferarten wie z.B. der Mistkäfer profitieren. Von den zahlreichen Insekten profitieren wiederum andere Arten wie Fledermäuse
  • im Winter Scharren die Weidetiere in Schnee: dies erleichterte Nahrungssuche für Vögel und kleinere Säugetiere