Naturparkbuch Seite 18

Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.

Inhalt

Naturpark Solling Vogler 18 GESCHICHTE HELLENTAL Der Fiedler in der Wolfskuhle B is Mitternacht hatten die Hellentaler Dorfmusikanten in Silberborn wieder einmal zum Tanz aufgespielt Musizieren macht durstig und so hatten die Herren dabei allerlei getrunken bevor sie ihre Instrumente unter den Arm klemmten um gemeinsam durch den nächtlichen Wald nach Hause zu gehen Damals gab es im Wald allerdings noch keine gut ausgebauten Wanderwege und glatten Straßen Vielmehr stolperte man besonders nachts mehr schlecht als recht über schmale Trampelpfade und Fußsteige Als die Musikanten nun so hintereinander herstolperten und versuchten den rechten Weg zu finden gerieten sie ein wenig auseinander und jeder achtete mehr auf die eigenen Füße als auf seinen Vorder oder Hintermann Keiner merkte also dass ihnen plötzlich der letzte Mann fehlte Er war ein wenig vom Weg abgekommen und ehe er sich versah plumps mit allem was er bei sich trug in eine tiefe Fallgrube gestürzt Nun muss man dazu wissen dass es zu dieser Zeit noch Wölfe im Solling gab die in eben diesen Fallgruben gefangen wurden Wolfskuhlen hießen sie deshalb und waren tief und gefährlich Während unser Musikus noch zu sich kam und feststellte dass alles rufen nichts nutzte und er sich nicht selbst aus der Falle befreien konnte durchfuhr der Schrecken seine Glieder mit Macht Er war nicht allein in der Kuhle Nein ihm gegenüber so nah dass er seinen Atem spüren konnte hockte ein Wolf und fletschte die Zähne Fast schien es als hätte er schon zum Sprung auf sein Opfer angesetzt Doch Alkohol kann ja auch mutig machen und so blieb der Mann bei allem Entsetzen ganz ruhig Unterm Arm trug er noch die Geige und das machte er sich jetzt zu Nutze Schließlich wusste er aus Erfahrung dass man mit Musik die Leute fröhlich aber auch ganz ruhig machen konnte Warum sollte diese Regel nicht auch für eine tierische Kreatur gelten Gedacht getan und schon befand sich die Geige unter seinem Kinn und er begann eine freundliche Melodie zu spielen Tatsächlich der Wolf beruhigte sich und hörte ganz friedlich zu Auch dem Musikus ging das Herz ein bisschen ruhiger aber kaum dass er dachte eine Pause im Spiel machen zu können schon zeigte das Tier Anstalten über ihn herzufallen Bald zitterten ihm die Finger der Arm ward immer schwerer und zu allem Unglück riss eine Saite nach der anderen Die Dunkelheit wollte kein Ende nehmen und der Tag schien allzu fern Unser Musikus spielte um sein Leben Schließlich war an der Geige nur noch eine einzige heile Saite verblieben als der Tag langsam anbrach und sein Hoffen auf Rettung endlich vergeblich schien Fast wäre es mit ihm vorbei gewesen da hörte ein leise durch den Wald schleichender Wilddieb die zarte Musik und wunderte sich darüber Zögernd kam er näher wollte er doch nicht entdeckt werden und lugte über den Rand der Wolfskuhle Mit einem Blick erfasste er die fatale Situation und vergaß alle Heimlichkeit Genau in diesem Augenblick riss auch die letzte Saite der Geige In die Stille fiel der Schuss der Wilddieb hatte den Wolf getötet und rettete den Fiedler aus seiner Not Aus Der Fiedler in der Wolfsgrube Holzminden 2008 bearbeitet von Gudrun Porath


Vorschau Naturparkbuch Seite 18